Modul C

Planen, Bauen und Entwickeln

Modulverantwortlicher: Dipl.-Ing. Klaus Brendle, Lübeck

Das Modul C beschäftigt sich mit der Stadt als baulich-räumliche Konkretisierung gesellschaftlicher, ökonomischer und kultureller Prozesse sowie technischer und künstlerischer Entwicklungen, die in den Modulen A und B behandelt werden. Darüber hinaus prägt eine Reihe von sehr pragmatischen Gesichtspunkten und örtlichen Aspekten das Bild und damit die Unverwechselbarkeit der jeweiligen Stadt. Die Studierenden sollen angeregt werden, die eigene Stadt mit dem Wissen allgemeiner Entwicklungen zu analysieren, deren Übereinstimmung mit der allgemeinen Entwicklung zu erkennen, ebenso aber ihre nur vor dem allgemeinen Hintergrund feststellbaren Besonderheiten. Das betrifft sowohl den Grundriss mit seinen Straßen, Plätzen, Grundstücken und Freiräumen und den durch Architektur bestimmten Aufriss, als auch den Prozess der Stadtentwicklung (Gründung, Planung, Finanzierung, Materialien). Dabei soll erkennbar werden, dass es nicht die mittelalterliche oder barocke Stadt gab, sondern jeweils die Stadt zu bestimmten Zeiten: die Stadt des 19. Jahrhunderts (sofern nicht völlige Neugründung) schloss immer auch mittelalterliche, barocke etc. Elemente ein oder nahm auf ältere Siedlungsreste Bezug. Stadtentwicklung wird dadurch als permanenter und andauernder Prozess erkennbar, Wandel und Konflikte notwendigerweise eingeschlossen.Erst das Wissen um die Besonderheiten der Stadt und der sich in der baulich-räumlichen Struktur manifestierenden Kräfte und Prozesse ermöglicht es, Kriterien für die nachhaltige Erhaltung der historischen Stadt über notwendige Veränderungen hinaus zu entwickeln. Stadterhaltung wird hier als systemkonforme Stadtentwicklung unter Beachtung von Nutzungsvariabilität und Belastbarkeit des gegebenen Systems verstanden, nicht als Konservierung oder gar Rückholung eines irgendwie historischen Bildes einer Stadt. Zur Durchsetzung von Erhaltungszielen gegen konkurrierende Ziele stehen umfangreiche analytische, inhaltliche und formale Instrumentarien zur Verfügung, deren Kenntnis für jeden an der historischen Stadt Interessierten und in ihr Engagierten unabdingbar ist. Von den vier Studienbriefen führt die  „Entwicklung und Topographie der deutschen Stadt“ umfassend in das Modul ein, ausgehend von den vorgeschichtlichen und spätrömischen Siedlungen, über das Mittelalter, die Stadt der Renaissance und des Barock, die des Industriezeitalters und der neuesten Zeit bis hin zu den „Urbanität durch Dichte“-Vierteln der 1960er und 1970er Jahre. Hierbei wird eine Vielfalt einschlägiger Beispielentwicklungen einbezogen, von, ganz im Süden, Konstanz – als Beispiel einer mehrkernigen Stadt im Frühmittelalter (neben Brandenburg und Paderborn) – bis hinauf nach Büdelsdorf bei Rendsburg (mit Werkswohnungsbau) und Kiel, wo 1922 ein „reformierter Siedlungsplan“ auf den Bedeutungsverlust der Stadt als Marinestandort reagieren sollte. Das zweite Thema, „Historisches Bauen“,  das sowohl das „Bauen im Mittelalter und in der (frühen) Neuzeit“, als auch das „Bauen im 19. Jahrhundert“ betrachtet, will Denkmalverantwortliche mit Themen und Fragestellungen bauhistorischer Forschung vertraut machen. Beim Thema „Architektur der Stadt“ wenden sich vier Autoren verschiedenen Schwerpunktthemen zu, die, etwas verkürzt gesagt, die Stichpunkte Romanik, Barock, „klassische Moderne“ und die Städte Hildesheim, Kassel, Schwerin und Berlin berühren. Mit vielen detailliert beschriebenen Beispielen zeigt der Studienbrief „Umgang mit der historischen Stadt“ auf, dass es sich bei der Dichotomie von Zerstörung und Wiederaufbau um ein geschichtlich wiederkehrendes Phänomen handelt, veranlasst durch politische, soziale und natürliche Extremsituationen sowie durch wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen. Andere Anlässe sind gegeben, wenn sich die Ziele und Erwartungen ändern, die Menschen mit Ihrer Stadt verbinden; die Themen dazu sind Stadtsanierung, Stadterneuerung und Rekonstruktion. Mit der Entwicklung des Erhaltungsanliegens und des Denkmalschutzes mitsamt dem rechtlichen Instrumentarium schließt der Text ab.

grausame Stadt
Im Irgendwo/Nirgendwo einer westdeutschen Stadt in den 80er oder 90er Jahren Foto: Horst Siewert
Zeche Zollverein
Essen Zeche Zollverein (1928 Fritz Schupp + Martin Kremmer) Foto: Dieter-J. Mehlhorn
Block 10 Hansestadt Lübeck
Hansestadt Lübeck, Block10: Rekonstruktion des Baugefüges 14.Jh. nach unterschiedlichen Bebauungsformen
Mit freundlicher Unterstützung von Nikitin-EDV Beratung