Modul B

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Stadt in kultur- und sozialwissenschaftlicher Perspektive

Modulverantwortliche: Prof. Dr. Felicitas Schmieder, Hagen

Modul B betrachtet die Stadt in kultur- und sozialwissenschaftlicher Perspektive, dies mit fachlich wechselndem Schwerpunkt: Dem durch feste Sozialverbände, Rituale und vorgegebene Ausdrucksformen bestimmten Leben in der Stadt des Mittelalters und der frühen Neuzeit versucht eine kulturwissenschaftliche Analyse nachzugehen, während sich dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert ein zum Teil kunstgeschichtlich ausgerichteter Ansatz nähert - Texte über die Rolle der Kunst, wie sie sich vom Hergebrachten löst und wie sie - bis in unsere Tage - das Erscheinungsbild der Städte prägt. Was das 20. (und 21.) Jahrhundert betrifft, eine Zeit also, in der die Lebensform Stadt zur absoluten Dominanz gelangt, so kommt die Soziologie zur Sprache: Wie die sozialen, ökonomischen und technologischen Entwicklungen in unserer Gesellschaft einerseits und das Verhalten von Individuen und Gruppen in räumlichen Einheiten andererseits zusammenhängen und ineinander greifen, ist ein zentrales Thema der Stadtsoziologie. Gegenstand einer gesonderten Kurseinheit sind Wand- und Deckenmalereien in Lübecker Wohnhäusern aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit. 
Geht man auf die Anfänge zurück, so schuf das geistig-spirituelle Konzept der Stadt des 9., 10. und frühen 11. Jahrhunderts Grundlagen, die sich langfristig auswirkten und teilweise das Stadtbild noch heute prägen. Als Stätte besonderer Heiligkeit, Versammlungsort der Heiligen, die materiell in ihren Reliquien anwesend sind und das Gemeinwesen vor Unheil schützen, ragte die Stadt aus dem unsicheren und gefährlichen Umland heraus, eine Qualität, die es liturgisch immer wieder zu erneuern galt. Kulturgeschichtlich lassen sich solche Vorstellungen exemplarisch auch bei den Handwerkern, anhand der von dieser Gruppe hinterlassenen Quellen und Zeugnisse nachweisen. Indem sich ein größerer Schwerpunkt des Moduls auf die Perspektive der Handwerker konzentriert, soll das Leben in der Stadt des Mittelalters und der frühen Neuzeit auf wissenschaftliche Weise sichtbar werden. So kann z. B. am Bau der Kirchen oder anhand von Altar- und Kapellenstiftungen sowie von Prozessionen und Heiligenverehrungen, die jeweils unter Beteiligung der Handwerker stattfanden, gezeigt werden, dass die Stadt als sakraler und weltlicher Ritualraum wichtig war. Dies traf nicht nur auf die Handwerker zu, sondern auch auf andere Gruppen, auf die ergänzend eingegangen wird, etwa die Patrizier. Ein Kapitel über „Erinnerung und Identitätsfindung in der Stadt“, etwa durch Wappen, Siegel, Banner oder Memoria, Grabsteine oder Hausbücher, rundet das Bild ab. Eine der zentralen Aussagen ist, dass Malerei, Raum und Haus als Einheit, als Zusammenhang zu erfassen sind, was eine Zusammenführung der Befunde mit archivalischer Überlieferung zu Gebäuden, Eigentümern und Bewohnern nahelegt und gesellschaftsgeschichtliche Aussagen möglich macht.  
Der Studienbrief über die Kunst und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts beschreibt zunächst den Aufbruch der Kunst aus dem Widerstreit klassizistischer und romantischer Konzepte in der geistesgeschichtlichen Situation um 1800. Hierbei sollen relevante Phänomene, deren Konsequenzen für die architektonische Gestaltung und für das kulturelle Leben in der Stadt, deutlich werden. Dies gilt zunächst für die „Wiederentdeckung“ des Mittelalters in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, die sowohl für die Architektur, z. B. mit dem Kampf der Gebrüder Boisserée um den Kölner Dom, als auch für die Malerei, z. B. in den Kaisersälen der Münchner Residenz, aufgezeigt wird. Weitere ausführlich beschriebene Abschnitte sind u. a. Kunstleben und Kunstförderung in den Städten, unterschiedliche Intentionen der Akademien in den Städten des Deutschen Bundes, der internationale Stil des Realismus in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, Historismus, Impressionismus sowie die Künstlerbewegung des Jugendstil als Reformbewegung und stadtprägende Erscheinung.
 
Christopherus mit Christuskind
Christopherus mit Christuskind. Wandmalerei, um 1300, Lübecker Kaufmannshaus
Holzbalkendecke Lueneburg Schroederstr
Lüneburg, Schröderstraße 16, Holzbalkendecke mit imitierten Kassetten, Herrscherbildnissen, Beschlagwerk und Mauresken Foto: Britta Reimann, 2007
Hauskapelle Goerlitz
Görlitz, Untermarkt 5, Hauskapelle
Freskomalerei Konstanzer Muenster
Konstanzer Münster, südliches Seitenschiff, Freskomalerei mit Darstellung der Leidenswerkzeuge Christi
Mit freundlicher Unterstützung von Nikitin-EDV Beratung